Gott hat uns als Beziehungswesen geschaffen. Schon früh in der Kindheit lernen wir, mit Beziehungen umzugehen. Die Familie prägt uns am meisten, dann sicher auch die Schule, die wir besucht haben. Wie gehe ich Beziehungen zu anderen Menschen ein? Wie pflege ich diese Beziehungen und wie wirken sie sich auf mich aus? Kümmere ich mich darum, was andere über mich denken? Wie fühle ich mich, wenn ich Beziehungen aufgeben muss, weil sich etwas in meinem Leben verändert hat? Wie offen oder zurückhaltend bin ich in einer Beziehung mit einer Person des anderen Geschlechts? Jeder Mensch hat also eine einzigartige Ausgangssituation, wie er oder sie sich in Beziehungen behauptet. Gerade diese Erfahrungen beeinflussen uns sehr stark und prägen unsere Partnersuche.
Wir könnten viel darüber schreiben, wie menschliche Beziehungen uns beschäftigen. Wir beschäftigen uns aber mit einer ganz speziellen Ausgangssituation: der Partnersuche. Es geht also darum, für einen Mann eine Frau und für eine Frau einen Mann zu finden, die so beziehungsfähig sind, dass nach einer gewissen Zeit eine Heirat möglich ist. Nein, es geht nicht nur um die Heirat, es geht ganz konkret darum, ob ich mit diesem Menschen eine Beziehung bis zum Tod führen kann.
Jeder von uns hat die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Menschen gemacht. Es gab Menschen in unserer Vergangenheit, bei denen es von Anfang an einfach geklickt hat und die Beziehung reibungslos verlief. Dann gab es Menschen, bei denen wir ständig einen gewissen Konfliktherd spürten. Denke zurück und frage dich: Warum hast du in der Schule einen Freund oder eine Freundin gewählt? Hast Du jemanden gewählt, mit dem Du gerne zusammen warst? In der Schule war es so, dass man seine Freunde und Freundinnen sehr schnell wechseln konnte. Wenn wir aber bei der Partnersuche von einer Beziehung sprechen, dann sprechen wir von einem Lebenspartner. In dieser Beziehung muss die Chemie so stimmen, dass sie auch stürmischen Zeiten standhält und sogar noch vertieft wird.
Wir alle haben bestimmte Namen und Personen, die wir als sympathisch oder abstossend in Erinnerung haben. Nimm Dir Zeit und erinnere Dich an solche Muster. Warum hast Du diese Person als sympathisch oder eher abstossend empfunden? So können wir herausfinden, welche Charaktereigenschaften uns ansprechen oder eben auch Abneigung in uns auslösen. Jetzt geht es darum, eine Liste zu erstellen, um herauszufinden, welche Charaktereigenschaften bei einem Partner zu uns passen würden.
Jetzt müssen wir uns klare Gedanken über unsere Zukunft machen. Wenn ich bestimmte Ziele verfolge, dann muss mein zukünftiger Partner zu diesen Zielen passen und eine Ergänzung werden. In einer Partnerschaft geht es nicht nur um den «Jetzt-Zustand», sondern um ein zukünftiges gemeinsames Leben als Paar. Da muss ich mir Klarheit verschaffen.
«Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet, glaubt nur, dass ihr es empfangt, so wird es euch zuteilwerden.» Markus 11,24
Die eigenen Grenzen zu erkennen, ist eine grosse Herausforderung. In der Kennenlernphase ist man von Gefühlen und Liebe getrieben und jeder versucht, sich dem anderen nur von seiner besten Seite zu zeigen. Wie soll ich da merken, dass ich in einer solchen Beziehung überfordert bin? Es ist sehr wichtig, bis mindestens zur Verlobung sehr zurückhaltend mit körperlicher Intimität umzugehen. Denn wenn wir von Anfang an eine starke körperliche Bindung zu unserem zukünftigen Partner aufbauen, wird es uns fast unmöglich sein, diese Beziehung zu beenden.
Wie sollte ich also vorgehen? Als Erstes würde ich den potenziellen Partner so bald wie möglich unverbindlich zu einem ersten «Date» treffen. Das kann auch nur ein Kaffeetrinken sein. Als zweiten Schritt empfehle ich, Aktivitäten zu planen, bei denen sich der zukünftige Partner von verschiedenen Seiten zeigt. Der dritte Punkt ist herauszufinden, in welcher Beziehung er zu seiner Familie (Eltern) steht. Der letzte Punkt ist sicherlich herauszufinden, wie die Person wohnt und lebt. Dies sollte eher später in der Beziehung geschehen. Ein Besuch in der Wohnung des Partners zu einem frühen Zeitpunkt birgt die Gefahr ungewollter sexueller Handlungen, in die man unter normalen Umständen nicht eingewilligt hätte. Ein letzter, aber vielleicht der wichtigste Punkt ist die Frage, wie man mit Kindern umgeht, die der Partner in die Ehe mitbringt. Wie stelle ich mir diese Harmonie vor?
Bei all diesen Abklärungen geht es nicht darum, herauszufinden, ob ich meinen zukünftigen Partner liebe oder ob er mir sympathisch ist. Es geht vielmehr darum zu spüren, ob es Beziehungskonflikte gibt, die so gross sein werden, dass ich mich als zukünftiger Partner überfordert fühle. Es wäre falsch zu denken, dass ich die Person so sehr liebe, dass diese Herausforderungen keinen Einfluss haben werden. Natürlich wird es ein Abwägen sein. Vielleicht gibt es Dinge, die wirklich schwer zu akzeptieren sind, aber Du bist bereit, eine oder zwei Ausnahmen zu machen. Oder es wird Dinge geben, von denen Du sicher weisst, dass sie unmöglich sind. Gott möchte, dass wir in geistigem Frieden leben.
«... In aller Demut und Sanftmut und in Geduld. Ertragt einander in Liebe, bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens.» Epheser 4,2-3
«Hüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor trügerischer Rede. Meide das Böse und tue das Gute.» Psalm 34,14-15
Nehmen wir ein Beispiel. Ein Mann findet die perfekte Frau (32 Jahre alt), sie ist hübsch, sympathisch, zärtlich, intelligent und noch vermögend. Alles passt und von Anfang an lieben sie sich körperlich über alles. Der Mann ist 35 Jahre alt, wohlhabend, attraktiv, nie verheiratet und kinderlos. Er war ein Karrierist und Workaholic. Die Frau hingegen ist verheiratet, hat eine schlimme Scheidung hinter sich und drei Kinder aus erster Ehe. Wie werden diese beiden Menschen zueinander finden? In diesem Beispiel gibt es nun einige Warnsignale, die es zu ergründen gilt. Warum hat sich die Frau scheiden lassen? Warum war der Mann so karriereorientiert? Die Frau hat Eheerfahrung, aber der Mann war immer Single. Wie wird der Mann mit den drei Kindern umgehen, wenn er keine Erfahrung mit Kindern hat? Kann die Frau genügend Liebe erfahren, wenn der Partner übermässig viel arbeitet (Workaholic)? Die Antworten auf diese Fragen können unterschiedlich ausfallen, aber genau an diesen Punkten kann eine mögliche Ehe schnell scheitern. Aber alle diese Fragen sollten im Detail besprochen werden.
Am besten ist es, sich gleich zu Beginn einer Beziehung klar zu machen, ob es passt oder nicht. Die Schwierigkeit besteht natürlich darin, dass man so große Angst hat, keinen anderen mehr zu finden, dass man vor jedem Warnzeichen die Augen verschließt. Ein falscher christlicher Ansatz wäre die säkulare Sichtweise: «Wir lieben uns, wir leben zusammen, wir probieren aus, ob es klappt. Sobald wir Schwierigkeiten haben, ja dann haben wir gemerkt, es geht nicht und dann gehen wir getrennte Wege. Wir können erst nach ein paar Jahren heiraten, wenn wir herausgefunden haben, wie es in der Beziehung läuft und dafür ziehen wir schnell zusammen.»
Christen haben da eine andere Strategie. Wir haben die Leitung des Heiligen Geistes. Wir müssen nicht alles ausprobieren und dann die Beziehung scheitern lassen. Wenn zwei Christen im Gebet in die Beziehung gehen und beide im Gebet ringen, dann werden sie zur Erkenntnis kommen, ob die Beziehung richtig ist oder nicht. Aber die Gefahr ist, dass Gott sehr deutlich spricht und sagt, dass die Beziehung nicht gut ist. Was tun wir dann? Unsere Gefühle für den Menschen und die Zeit, die wir schon investiert haben, sind uns viel wert. Finden wir den Mut, die Beziehung in Frieden zu beenden?
Nehmen wir an, wir sind vom Heiligen Geist überführt worden und sehen mit dieser Person keine Zukunft für eine mögliche Ehe. Was tun wir dann? Das Dümmste und Verletzendste wäre, die Beziehung einfach zu verlassen und alles an einem Tag zu beenden. Es ist aber sehr wichtig, dass die Trennung schrittweise erfolgt. Beide müssen merken, dass es so nicht weitergehen kann und dass sie eine neue Beziehung beginnen können/müssen. Auch wenn nur eine Person nicht mehr einverstanden ist, funktioniert die Beziehung nicht mehr. Es kann sein, dass die Frau merkt, so ein Mann passt nicht zu mir. Aber der Mann ist immer noch total verliebt in die Frau.
Menschlich ist so eine Trennung sehr schwierig, aber wenn sie im gemeinsamen Gebet geschieht, ist sie möglich. Es geht also darum, den anderen Partner so wenig wie möglich zu verletzen.
«Bekennt einander also die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet!» Jakobus 5,16
«Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat so sollt auch Ihr vergeben!» Kolosser 3,13
Wenn es in einer Beziehung nicht passt, heisst das oft nicht, dass jemand einen Fehler gemacht hat. Dass es nicht passt, kann an den Umständen liegen. Auch wenn es eine Frage des Charakters ist, kann es sein, dass der Charakter des anderen für dich ein Anstoss ist, aber eine andere Person den gleichen Charakter schätzen würde.
Beide Partner sollten in der Lage bleiben, neue Beziehungen zu suchen, bis die richtige Beziehung gefunden ist.
Es gibt zwei entgegengesetzte Extreme. Die eine Person hat schon so viele Liebesbeziehungen gehabt, die immer wieder zerbrochen sind, dass sie völlig verunsichert ist und gar nicht mehr weiss, was sie eigentlich will und will. Im Gegensatz dazu gibt es die Person, die immer sehr vorsichtig war und noch nie eine Liebesbeziehung hatte. Diese Person denkt vielleicht, dass die erste Beziehung, die sie kennenlernt, die Ehefrau oder der Ehemann werden muss. Beide Extreme sind falsch.
Für jeden, der eine Beziehung abbrechen musste, ist das schmerzhaft und sehr enttäuschend. Deshalb ist es sehr wichtig, sehr früh zu erkennen, ob eine Beziehung zu einer Ehe führen kann oder nicht. Für Christen ist es falsch, eine Beziehung, die nicht zur Ehe führt, einfach aufrechtzuerhalten, auch wenn die Welt das so lebt und als normal empfindet. Es kann aber durchaus sein, dass man erst nach 6 Monaten merkt, dass die Beziehung nicht zur Ehe führen wird. Mehr Zeit wird die Chancen nicht verbessern, wenn es Punkte in der Beziehung gibt, die nicht geändert werden können. Unverheiratetes Zusammenleben ist von der Bibel her nicht erlaubt. Auch eine Beziehung zu führen, in der man zwar räumlich getrennt lebt, aber auf Dauer wie verheiratet ist, ist biblisch nicht erlaubt. Es gibt also keine Alternative, ausser die unmögliche Beziehung frühzeitig zu beenden.
Wer eine Beziehung hatte (ohne sexuell aktiv zu sein), hat nichts falsch gemacht und soll sich frei fühlen, eine neue Beziehung zu suchen. Wer aber merkt, dass er in der Beziehung zu weit gegangen ist (schon sexuell aktiv war), der soll sich in der Seelsorge beraten lassen und sich von den seelischen Bindungen lösen. Gott ist barmherzig und kann jedem Menschen einen Neuanfang schenken, wenn wir unsere Sünden bekennen und um Vergebung bitten. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Vergangenheit mit Gott bereinigen, bevor wir uns auf ein neues Beziehungsabenteuer einlassen. Im Reich Gottes gibt es keine Versager, sondern nur Menschen, die durch die Gnade Gottes einen Neuanfang wagen dürfen, weil Gott bereit ist, sie durch seine Gnade zu reinigen, zu heilen und zu befähigen. Ich wünsche dir viel Weisheit und Kraft in deiner kommenden Beziehung, die Gott schon für dich vorbereitet hat.
Daniel Wagner, 1969, verheiratet und wohnhaft im Zürcher Oberland. Nach einem Theologie-Studium in Frankreich absolvierte er eine Weiterbildung als Lehrer und Pädagoge und doktorierte in den USA (Ed.D).
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