Als ich vor kurzem eine TV-Sendung sah, in der ein Reporter auf der Strasse eine Umfrage zum Thema: «Was wünscht du dir im Leben?», machte, war ich erstaunt. Neben «ich will einen guten Job, ich will eine Familie, ich will reich oder berühmt werden», war eine der meistgegebenen Antworten «ich will einfach glücklich sein». Was hat es aber mit diesem Glück auf sich? Was macht uns wirklich glücklich?
Seit dem Jahr 2'000 gibt es einen neuen Wissenschaftszweig – die Glücksforschung – die sich ausschliesslich mit der Erforschung des Glücks befasst. Bis dahin hat sich die Psychologie vorwiegend mit Krankheitsbildern und Defiziten von Menschen auseinandergesetzt und sich mit der Frage beschäftig, was Menschen emotional weniger krank, depressiv, ängstlich, etc. werden lässt und wie man solche mentalen Störungen gut behandeln kann. Und das sind wichtige Errungenschaften. Aber die Frage, was uns zufriedener und glücklicher werden lässt, das war bis dahin kaum empirisch erforscht worden. Dr. Martin Seeligman ist der Begründer der Positiven Psychologie, der Erforschung des «gelingenden Lebens». Er war massgeblich daran beteiligt, dass dieser Wissenschaftszweig ins Leben gerufen wurde. Was können wir Christen davon lernen?
Im englischen gibt es drei Worte für das deutsche Wort «Glück». Diese bieten eine bessere Grundlage, um Glück zu verstehen. Zuerst ist das «luck», der glückliche Zufall, der nicht beeinflussbar ist. Ausserdem gibt es «pleasure», das was wir als glückliches Erleben im Moment empfinden, also eine punktuelle, positive Emotion. Und dann gibt es «happiness», welches das tiefe, erfüllende Lebensglück bezeichnet. Insofern gibt es drei Formen des Glücks und unterschiedliche Wege, die dorthin führen.
Schöne Begegnungen, ein feiner Cappuccino, ein sonniger Tag in den Bergen, ein Lagerfeuer mit Freunden, ein spannendes Fussballspiel, neue schöne Schuhe, Urlaub am Strand, all dies sind Beispiele dafür, was uns kurze Momente des Glückes bescheren können. Wenn wir jedoch nach langfristiger Erfüllung streben, dann braucht es mehr als das.
Wie sieht es mit einer Partnerschaft und Ehe aus? Macht uns das nachhaltig glücklich? Spannend finde ich, dass eine breit angelegte Studie/Umfrage (2005) in 16 Ländern zur Frage, ob Verheiratete oder Singles grundsätzlich glücklicher sind, ergeben hat, dass sich lediglich rund 25% der Verheirateten als glücklich bezeichnen würden. Und wie sieht es bei den Singles aus? Die Umfrage ergab, dass 21% der Singles sich als zufrieden und glücklich bezeichnen. Interessant, nicht? Die beiden Zahlen sind fast identisch. Der Unterschied ist gering! Die Glücksforschung stellt fest, dass eine andere Person dich nicht glücklich machen kann. Im Schnitt halten die Glücksgefühle rund 6 – 24 Monate an, wenn jemand heiratet. Danach sinkt der Gefühlslevel wieder auf das ursprüngliche Mass, das alltäglich Glücksempfinden zurück, dass du normalerweise im Leben hast.
Jeder von uns hat unbewusst solch ein inneres Glücksbarometer. Wenn du dies bei dir mal anschauen würdest, auf einer Skala von 1 – 10, wie glücklich würdest du dich an einem ganz normalen Tag bezeichnen? Was würde dein Zufriedenheitsbarometer anzeigen? Wie zufrieden und glücklich bist du im Schnitt? Der Schnitt bei Umfragen liegt in etwa bei 6, wenn 10 das höchste Glücksgefühl darstellen würde. Einige sind darüber, andere darunter. Wo wärst du auf dieser Skala? Wenn wir uns nun verlieben, eine spannende Beziehung aufbauen, gar heiraten oder auch ein neues Auto oder Haus kaufen, dann schnellt das innere Barometer auf 9-10 hoch! Das ist toll. Aber eben nicht nachhaltig. Wenn du dein Glück und deine Lebenserfüllung auf dieses Fundament baust, dass dich jemand oder etwas glücklich machen muss, dann bist du – gemäss Glücksforschung – auf dem Holzweg.
Was macht nun wirklich glücklich und nachhaltig zufriedener im Leben? Die Glücksforschung hat das PERMA-Modell entwickelt. Wenn wir diese fünf Aspekte nun miteinander betrachten fällt mir auf, dass die Bibel vor langer Zeit bereits diese Werte für unabdingbar erachtet hat. Wenn du dein Lebenshaus auf dieses Fundament stellst, dann ist es sicher gegründet, auch wenn mal ein Lebenssturm kommt. Nun also zum PERMA-Modell:
Dieses PERMA-Modell – angereichert mit christlichen Werten und Perspektiven - kann dir eine Orientierung für dein persönliches Glück und deine persönliche Erfüllung bieten. Es ist wie eine innere Landkarte. Orientiere dich bewusster an diesen Werten. Welcher dieser Punkte hat dich besonders angesprochen? Was heisst das nun konkret für dich? Fokussiere dich in nächster Zeit vermehrt darauf. Diese Aspekte haben wir in der Hand. Wir können sie bewusst trainieren und das führen zu einer tieferen Zufriedenheit.
Christoph Hickert ist Dipl. Coach & Supervisor BSO und psychologischer Berater in eigener Beratungs-Praxis in Männedorf am schönen Zürichsee.
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